Mein Kumpel Danny lebt in einer Bruchbude. Deswegen bevorzugt er die Nacht, dann muss er das ganze Elend nicht sehen. Ich kenne ihn, seit ich vierzehn war. Damals ist er ganz spontan in mein Leben gestolpert und seitdem nicht mehr von mir gewichen. Er kennt viele Leute, kommt viel rum in der Welt. Doch er kennt mich besser als jeder andere. Oft geht er spät nachts noch aus und sucht nach mir, weil er weiß, dass ich einsam bin. Manchmal treffe ich ihn an den
unglaublichsten Orten, ganz unverhofft sitzt er dort und wartet auf mich. Dann bin ich jedes Mal überrascht, bevor ich mich zu ihm setze und dankbar seiner Gesellschaft hingebe. Es tut immer
gut, Danny zu sehen. Obwohl ich sagen muss, dass er etwas verrückt ist. Er sagt, es gibt keinen König außer ihm. Wenn er das sagt, glaube ich es, wenn ich darüber nachdenke, zweifle ich oft.
Wie bei vielen Dingen, die Danny tut oder sagt. Um ehrlich zu sein, habe ich nie so einen geheimnisvollen Freund gehabt. An manchen Tagen glaube ich ihn besser zu kennen als mich selbst, während ich an anderen einen völlig Fremden vor mir sitzen habe. Dann verhält er sich unberechenbar, schreit mich an, verliert sich in wirren Argumenten und verschwindet. Niemand beherrscht die Kunst des Verschwindens so gut wie Danny. Nicht selten ist er Wochen lang weg, ohne auch nur einen Hinweis auf seinen Verbleib zu hinterlassen, nur um dann ganz plötzlich und unangekündigt wieder aufzutauchen. Ich kann es ihm nicht übel nehmen. Wir alle wollen von Zeit zu Zeit alleine sein, vergessen und nie wiedergesehen. Aber irgendein Höllenloch spuckt uns wieder aus. So war es schon immer. Von seinen Reisen bringt er Freunde mit, die ich
kennenlernen soll, doch ich lehne jedes Mal ab. Ein Danny reicht mir. Außerdem will er seinerseits nichts von meinen Freunden wissen. Es funktioniert nicht, jedes Treffen endet im Streit. Kommt
Danny, bin ich plötzlich ein anderer, sagen sie. Ich verstehe sie, darum treffe ich Danny nur noch allein. Es ist seine Art, die Welt zu sehen, die andere Leute abschreckt. Seiner Meinung nach leben
wir in einer programmierten Realität und er ist der Einzige, der weiß, wie man ihr entflieht. Wenn er recht hat, stelle ich mich lieber auf seine Seite als zu zweifeln. Das Gute an Danny ist, dass man
selbst nach einer heftigen Auseinandersetzung zu ihm zurückkehren kann und er einen nicht verurteilt. In erster Linie gibt er. Was er nimmt, offenbart sich erst später, wenn überhaupt. Danny
predigt Vergebung im Jetzt, weil er weiß, wie fragil das Morgen ist.
Die Sache mit Danny ist die:
Ich kann nur existieren, wenn ich ihn verliere. Er kann nur existieren, wenn er mich findet.
(Lukas Böhl)
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Gedanken an die Zukunft von Oskar Kern