Aufgrund der vielen, positiven Rückmeldungen darf ich diese überraschende Geschichte mit euch teilen.

Manchmal sind es die besonderen Moment im Leben, die ungewöhnliche Impulse liefern. Genauso ist es mir ergangen, wie der Zufall mich vor Wochen mit Michaela Hessenberger zusammenbrachte. Wir haben geplaudert – ich Ihr eine Geschichte erzählt und heute kontaktieren mich viele Menschen, die mir zu einem Artikel gratulierten – der aber nicht auf meinem „MIST“ (um in der Bauernhofsprache zu bleiben) gewachsen ist. Ich habe mich riesig, über den überraschenden, ganzseitigen Artikel in der Salzburger Nachrichten gefreut. DANKE.

„So wie in der Kindheit, feiern wir oft die bedeutendsten Erfolge – ohne Plan.“, Oskar Kern

 


„Es läuft wie auf dem Bauernhof“

Hund, Kuh, Bäuerin: Die Rollen sind fix vergeben – am Hof wie im Konzern.

„Eines habe ich als Briefträ­gerkind gelernt. Man muss sich mit dem Hund gutstellen.“

Oskar Kern nippt an seinem Kaffee in der Salzburger Innenstadt. Sein Handy hat er während des Interviews auf Lautlos gestellt. Aus dem Augenwinkel ist sichtbar, dass etliche Anrufe und Nachrichten eintrudeln. Der gebürtige Oberösterreicher ist ein gefragter Mann. Seit 2011 ist er Geschäftsführer im größten österreichischen Gebäudetechnikunternehmen. Dort führt er rund 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist für das operative Geschäft verantwortlich.

Nebenbei ist er Autor, Coach, Motivationsgenie. Und der Hund? ,,Der ist der Erste, dem man begegnet, wenn man beispielsweise dem Zentraleinkäufer – den Bauersleuten also – sein Produkt schmackhaft machen will. Der Hund tut, was er soll, bellt und verteidigt sein Revier. Mit ein paar Leckerlis ist er allerdings zu besänftigen“, sagt Kern. Umgemünzt auf das Wirtschaftsleben können das Belohnungen wie Preisnachlässe oder Alternativangebote sein. Schafft es der Verkäufer, sich den Hund nach und nach zum Freund zu machen und ein Stück Vertrautheit herzustellen, dann ist der Weg frei in die Bauernstube und damit zu den Chefs und Menschen, die etwas zu sagen haben. Kern:

,,Ziel ist nicht die Zuneigung des Hundes, sondern das Vertrauen der Bauersleute. Erst wenn die Bäuerin am Küchentisch den Milchkaffee hinstellt, hat man es geschafft. Dann ist das Produkt dort angekommen, wo es hinsollte.“

Wenn Oskar Kern spricht, verwendet er gerne Bilder wie jenes vom Unternehmen als Bauernhof. Das Hirn nehme solche Bilder viel schneller auf als das gesagte Wort, weiß er. Ein Blick in seine Bücher zeigt, dass der 48-Jährige gerne mit Zeichnungen und Scribbles arbeitet – dies sind schnelle Kritzeleien, die Entwürfe andeuten und Zusammenhänge veranschaulichen. Komplexe Themen erklärt der Topmanager oft mit Methoden, die sein Publikum in die Kind.heit führen. Damit kämen sie ihren Urinstinkten näher und schalteten ihre über die Jahre angelegten Wahrnehmungsfilter aus.

,,Ich bringe Leute gerne dorthin, wo sie mit ihren Erfahrungen schon waren, wo sie sich auskennen. Dafür habe ich ein gutes Gespür.“

Apropos Gespür: Das hat Kern offenbar auch, wenn es um Menschen an sich geht. „Wer Elektrotechnik studiert hat, kann noch lange kein Krankenhaus bauen“, sagt er.

„Wissen bringt nichts, wenn es nicht in Können umgewandelt wird „

so lautet einer seiner Leitsätze. Titelsammeln zwischen Universitäten und Fachhochschulen reiche nicht aus, betont Kern und führt etwa die Erfindung der Glühbirne ins Treffen. Dass sie letztendlich funktionierte, habe viel Mut und Geschick in Anbetracht des Gelächters von Kritikern gebraucht. Immerhin habe Thomas Alva Edison einige Hunden Fehlversuche verwinden und unbeirrt weitermachen müssen, bis seine epochale Entwicklung langfristig das Dunkel erhellt habe. „Wir sind viel zu schnell beeindruckt von einer Frau Dr und einem Herrn Diplomingenieur.

„Würde ich können, würde ich vielmehr das Können zertifizieren“, sagt er. Als einer, der vor anderen spricht und sie motivieren will, steht Oskar Kern immer wieder vor jungen Menschen. Teenagern, die keinen Job haben, beispielsweise. Als Führungskraft hat er Verständnis dafür, wie aufwendig es manchmal sein kann, auch nur sich selbst zu führen. ,,Junge Leute, die sich in Zeiten von Corona für eine Lehrstelle entscheiden, regeln ihr Leben ohne großes Kapital, Lobby, Assistenten oder langjährige Erfahrung. Sie kommen ins Tun und setzen dann weitere Schritte, die sie vorwärts bringen. Eine breite Wissensbasis ist schon gut -aber nicht allein ausreichend.

„Etwas gut zu können, das sei oft noch wichtiger. Und: „Ohne Herz und Gespür geht heute sowieso nichts mehr.“

In der Wirtschaft verortet Oskar Kern einen Paradigmenwechsel, der in den vergangenen Monaten besonders sichtbar geworden ist. Er ist davon überzeugt, dass die Gegenwart seit der Coronapandemie an Wert verliert und die Zukunft kaum mehr planbar ist. ,,Nichts und niemand außer das Virus hätte uns die Digitalisierung in nur drei Wochen gelehrt“, sagt der in Seekirchen lebende Manager. Das wirke sich auch auf die Menschen in ihrem Konsumverhalten · aus. Kunden seien digitaler geworden, individueller-und ungeduldiger. ,,Nicht wir Unternehmen und Konzerne dürfen ihnen auch nur einen Tag länger erklären, was sie wollen sollen. Sie verlangen von uns ganz einfach, was sie brauchen.

„Wer in Zukunft mit seinen Fähigkeiten und Angeboten die Wünsche der Kunden nicht erfüllen könne, verliert seine Existenzberechtigung.“

Ein Unternehmen könne demnach am Markt nur bestehen, wenn es seine Fahigkeiten kenne und einzusetzen wisse. Hier schließt sich der Kreis zu Oskar Kerns Bild von Wirtschaft und er konstatiert: ,,Die Fähigkeiten stecken in den Mensehen, die im Unternehmen arbeiten. Liebe Führungskräfte der nächsten Jahre, ihr dürft euch spätestens jetzt mit den Menschen beschäftigen, die für euch arbeiten.“ Das bedeute für vorgesetzte, die Schreibtische zu verlassen und sich aufmerksam Init den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu unterhalten und ehrlich auseinanderzusetzen. Und es bedeute, den Status beiseitezulassen und mit Herzlichkeit auf alle im Team zuzugehen.

,,Wenn ich mit einem offenen Herzen auf sie zugehe, werden die Leute mir helfen, meine Ziele zu erreichen.“

Mit seiner im Topmanagement oft überraschend lockeren Art sticht Oskar Kern heraus. Im Alter von 28 Jahren wurde der gebürtige Oberösterreicher bei Siemens Regionalmanager für Salzburg und führte den Bereich in nur sieben Jahren als Marktführer an die Spitze. Heute führt er rund 1600 Frauen und Männer. ,,Als Manager, der unerwartet und herzlich agiert, muss man mit Fragen und einer gewissen Neidgesellschaft umgehen“, sagt er schlicht. Auf seinem Karriereweg haben ihn immer wieder Mentoren unterstützt und geprägt. Sie beschreibt er als sehr wichtige Personen, die helfen, sich selbst immer wieder zu reflektieren. Sie zeigen, wo man gerade steht. Nicht nur im Job, sondern generell im Leben, auch privat.

Das sei auch der Grundgedanke für Oskar Kerns Impulsreise, die er in seiner Tätigkeit als Coach immer wieder anbietet. Ob jemand ein cooles Startup gründen oder über die Scheidung nachdenken will – an ungewohnten Plätzen geht es bei der Reise intensiv um das Leben an sich. Auch in diesem Umfeld nutzt Kern gerne zwei Tage lang die kindliche Neugier seiner Teilnehmer. Die nächste Impulsreise soll nach Jahresbeginn 2021 starten. Kern: ,,Nach Weihnachten kommen bei vielen Menschen Themen auf, bei denen sie gerne viel mutiger wären.“
Dann wird jener Mann, der Unternehmen und Abläufe zum besseren Verständnis als Bauernhof darstellt, tun, was er offensichtlich gerne und gut macht: komplexe Zusammenhänge so lange vereinfachen, bis sich für die Akteurinnen und Akteure ein echter Sinn zeigt.

(Quelle: 07.11.2020 Salzburger Nachrichten – Karriere / Autorin: Michaela Hessenberger))

 

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